Rosengedichte

Rote Rosen

Du rote Rose, wie lieb’ ich dich!
Nicht bloß ob deiner Schönheit Prangen,
Auch deines Duftes freu’ ich mich;
Und küß’ ich dich, so denke ich
An meiner Kinder rote Wangen.

Johann Meyer

 

Rosenzeit

Da ließ der Lenz sich leis’ hernieder
Beim Festgesang der Nachtigall.
Und als er kam, erwachten wieder
Die kleinen Blumen überall.

Das ist ein Flüstern, ist ein Kosen,
Das ist der Liebe süße Macht,
Und überall sind auch die Rosen
Im grünen Strauch’ schon aufgewacht.

Und sollte meine Tat es sprechen,
Wie du mir lieb bist, du allein,
Ich müßte alle, alle brechen
Und dir sie vor die Füße streu’n!

Johann Meyer

 

Der Rosengarten

Ich weiß ein Garten hübsch und fein,
Da blüht ein rotes Röselein;
Und darum ist ein Heckenzaun,
Im Sommer grün, im Winter braun.

Und wer das Röslein brechen will,
Muß kommen stumm, muß kommen still;
Muß kommen bei der dustren Nacht,
Wenn weder Mond noch Sternlein wacht.

Ich wollte meinem Glück vertraun,
Stieg heimlich übern Gartenzaun;
Das rote Röslein war geknickt,
Ein andrer hatte es gepflückt.

Das Gärtchen ist nun kahl und leer,
Das rote Röslein blüht nicht mehr;
Betrübt muß ich von weitem stehn
Und nach dem Rosengarten sehn.

 

Hermann Löns (1866-1914)

 

Blütenzeit

 


Nun stehen die Rosen in Blüte
Nun stehen die Rosen in Blüte,
Da wirft die Liebe in Netzlein aus,
Du schwanker, loser Falter,
Du hilfst dir nimmer heraus.
Und wenn ich wäre gefangen
In dieser jungen Rosenzeit,
Und wär's die Haft der Liebe,
Ich müßte vergehen vor Leid.

Ich mag nicht sehen und sorgen;
Durch blühende Wälder schweift mein Lauf.
Die lustigen Lieder fliegen
Bis in die Wipfel hinauf.

Paul Heyse

Wunderschöne Rose

Schön ist die Rose, schöner scheint sie noch
Durch jenen süßen Duft, der in ihr lebt.
Wildrosen haben gleicher Farben Glut,
Die gleichen Dornen wie die duft'gen Rosen,
Sie spielen mit dem gleichen Übermut,
Wenn Winde sie enthüllen und umkosen.
Doch ihre Tugend ist nur ihr Gesicht,
Sie leben ungeliebt, verblühn am Strauch
Und sterben zwecklos - das tun Rosen nicht,
Aus ihrem süßen Tod strömt süßer Hauch.
So, schöner Liebling, wenn die Jugend flieht,
Strömt deiner Treue Duft aus meinem Lied. 

Shakespeare, William (1564-1616)

 

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